Pippi Langstrumpf
Fast jedes Kind kennt die Geschichten von Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönnerberga, Ronja, der Räuberstochter oder Karlsson vom Dach. Michel, Pippi und andere schwedische Helden. Astrid Lindgren gehört nach wie vor zu den weltweit bekanntesten Kinderbuchautoren. Ihre Geschichten haben weit über Schwedens Grenzen hinaus, Kinder und Erwachsene in eine Welt der Phantasie und des Zaubers entführt.
Astrid Lindgren wurde im Jahre 1907 auf einem Hof in der Nähe der Kleinstadt Vimmerby in Småland, geboren. Sie selbst erwähnte in Interviews immer wieder, dass sie eine sehr glückliche Kindheit erlebt hatte. Sie und ihre drei Geschwister fühlten sich bei ihren Eltern geborgen, weil sie immer Zeit für die vier Kinder hatten. Zum anderen genossen die Kinder viel Freiheit und hatten den schönsten Spielplatz der Welt in der Natur im schwedischen Süden. Dass sie ihren Eltern bei den anfallenden Arbeiten auf dem Hof helfen mussten, war für alle selbstverständlich. Im letzten Jahrhundert war es Schweden normal, dass nur die reichen Bürgerkinder eine weiterführende Schule besuchten. Für die Kinder der einfachen Leute war die Schule bereits nach drei Jahren beendet. Den Eltern einer Freundin hatte Astrid Lindgren eine weiterführende Schulbildung zu verdanken, denn diese hatten ihre Eltern davon überzeugt. Schon während der Schulzeit wurde Lindgren prophezeit, dass sie einmal Schriftstellerin werden würde. Diese Voraussage entsetzte sie so sehr, dass sie beschloss, niemals ein Buch zu schreiben. Nach ihrem Schulabschluss arbeitete sie als Haustochter und lernte, wie man einen Haushalt zu führen hatte. Sie hatte nicht den Wunsch, eine Ausbildung anzufangen. Einige Jahre später trat der Chefredakteur der Ortszeitung in Vimmerby an sie heran und bat sie, als Volontärin bei der Zeitung zu arbeiten. So lernte Astrid Lindgren das Journalistenhandwerk von Grund auf. Das Fundament für ihre spätere schriftstellerische Tätigkeit war geschaffen.
Ende der 20er Jahre zog sie nach Stockholm um und begann dort zu arbeiten. Dass sie mit dem Schreiben begann, ist eher einem Zufall zu verdanken. Als ihre siebenjährige Tochter Karin im Herbst 1941 krank wurde und das Bett hüten musste, bat sie ihre Mutter ihr eine Geschichte zu erzählen. Sie wollte eine Geschichte von Pippi Langstrumpf hören, diesen Namen hatte sie genau in dem Augenblick erfunden.
Daraufhin erzählte Astrid ihrer Tochter von dem eigenwilligen, rothaarigen Mädchen, der Villa Kunterbunt und dem Pferd „Kleiner Onkel“, Pipi Langstrumpf. Als die kleine Karin längst wieder gesund war, wollte sie weiterhin Geschichten über Pippi von ihrer Mutter hören. Auch die Nachbarskinder wollten die lustigen Geschichten hören. Die Geschichten ließ sich Astrid immer noch einfach einfallen, zu Papier brachte sie sie erst drei Jahre später, als sie bei Glatteis stürzte und sich den Fuß verletzte.
Zwei Wochen konnte Astrid Lindgren nicht mehr arbeiten und musste, ebenso wie ihre Tochter drei Jahre zuvor, das Bett hüten. Ihrer aufkommenden Langeweile haben wir heute die wunderbaren Bücher über Pipi Langstrumpf zu verdanken, denn in diesen zwei Wochen stenographierte Astrid Lindgren die Geschichte auf Papier. Eigentlich wollte sie ihrer Tochter mit der Niederschrift eine Geburtstagsüberraschung bereiten. Als die Geschichte dann fertig war, beschloss sie, eine Abschrift des Werkes an einen Buchverlag zu schicken. Obwohl das Manuskript abgelehnt und zurückgeschickt wurde, hatte sie bereits mit einer zweiten Geschichte begonnen. Im Jahr 1944 schickte sie ihr zweites Manuskript „Britt Mari erleichtert ihr Herz“ zu einem Preisausschreiben eines Verlages und gewann prompt den zweiten Platz. Astrid Lindgren war überglücklich. Die Bibliothekarin des Verlages wollte Astrid Lindgren so schnell wie möglich kennen lernen. Sie war es auch, die Astrid dazu ermutigte, ihr erstes Buch über Pippi im folgenden Jahr wieder zu der Preisverleihung einzusenden. Im Jahr 1945 gewann das Manuskript „Pippi Langstrumpf“ den ersten Preis und erschien am ersten September 1945 erstmals als Buch im Handel.