Arbeiten in Schweden
In Schweden herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Etwa 50% der gesamten Bevölkerung und 80% der erwerbsfähigen Bevölkerung sind vollzeitlich Beruflich tätig. Die restlichen 20% sind teilzeitbeschäftigt. Knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen sind Frauen. Die Arbeitslosenquote liegt etwa bei fünf Prozent. Verglichen mit Deutschland sind dies fast traumhaft anmutende Bedingungen. Wenn sie aus Deutschland nach Schweden einwandern, besteht die Möglichkeit für einen Zeitraum von maximal drei Monaten Arbeitslosengeld aus Deutschland weiter zu beziehen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie nach Schweden gekommen sind um eine Arbeit aufzunehmen.
Zu diesem Zweck muss bei der Arbeitsagentur in Deutschland die Bescheinigung E 303 beantragt werden. Für die Beantragung sind von Seiten des Arbeitslosen gewisse Voraussetzungen zu erfüllen. Zum Beispiel müssen Sie bei der Antragsstellung eine gewisse Periode arbeitslos gewesen sein. Wenn Sie mit der E 303-Bescheinigung nach Schweden kommen, sollten Sie sich umgehend beim Arbeitsamt registrieren lassen. Die Fristen für diese Meldung sind relativ knapp gesetzt. Wer diese überschreitet, verliert unter Umständen seinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Ausgezahlt wird diese Unterstützung vom zuständigen Arbeitsamt in Schweden!
Wem es in diesen drei Monaten nicht gelingt eine Arbeitsplatz zu finden, muss sich vor Ablauf dieser Frist wieder in Deutschland zurückmelden. Versäumt man dies erlöschen alle weiteren Ansprüche auf Arbeitslosenunterstützung. Wer in Schweden arbeiten möchte braucht, vor allen beruflichen Qualifikationen, zunächst einmal eines.
Kenntnisse der schwedischen Sprache!
Das Auswandern nach Schweden sollte sorgfältig geplant werden. Im Idealfall erlernt man daher die schwedische Sprache bevor man in das neue Land umzieht. Dazu bieten die Volkshochschulen in Deutschland gute Möglichkeiten, aber auch Lernsoftwares wie „Schwedisch aktiv“. Dieser sehr gute Sprachkurs trainiert das Hörverstehen und die Ausprache. Man lernt schwedisch zu schreiben und auch die Grammatik. Nebenbei bekommt landeskundliche Informationen vermittelt. Die Bedienung ist intuitiv und fast spielerisch es sind also keine großen Computerkenntnisse erforderlich.

Arbeiten in Schweden ©iStockphoto/Britta Kasholm-Tengve
Im Land selbst stehen die sehr guten SFI-Kurse (Svenska för invandrare – Schwedisch für Einwanderer) des schwedischen Staates jedem zur Verfügung. Es gibt diese Kurse auf jedem Leistungsniveau. Das man sich in der ersten Zeit mit Englisch behilft, mag bei der Bestellung eines Kaffees im Restaurant noch gut funktionieren, doch um Arbeitsabläufe abzustimmen oder Maschinen zu bedienen, ist es unabdingbar, die Sprache verstehen zu können.
Fast alle Schweden verstehen sehr gut Englisch, dies ist dadurch bedingt das ausländische Filme nicht synchronisiert, sonder nur mit schwedischen Untertiteln versehen werden. Es ist aber keinem Chef zuzumuten seinen Angestellten die Arbeitsanweisungen zweisprachig zu geben. Im Übrigen werden nur die wenigsten Arbeitgeber dazu bereit sein. Immer wieder hört man von Leuten, die planen nach Schweden umzuziehen, Sätze wie den folgenden: „Bis ich die Sprache richtig kann, gehe ich als Holzfäller arbeiten. Um eine Kettensäge zu bedienen, muss ich nicht Schwedisch sprechen können. Und wenn man erst einmal im Land lebt, lernt man die Sprache schon von selbst.“ Diese Herangehensweise ist mehr als blauäugig. Schweden ist ein hoch industrialisiertes Land. Niemand geht hier mehr mit einer Kettensäge in den Holzeinschlag. Heute fährt der Holzfäller mit einer Skogsmaskin, einer Abholzmaschine in den Wald. Das Fällen, Entästen und Zerteilen der Bäume geschieht in großen Teilen automatisch und computergesteuert. Die Bediensprache einer solchen Maschine, ist wie nicht anders zu erwarten, Schwedisch. Kein Arbeitgeber würde sein teures Arbeitsgerät jemanden anvertrauen, der nicht die Bediensprache versteht. Wer im Büro arbeiten möchte, sollte unbedingt ein fehlerfreies Schrift-Schwedisch beherrschen.
In Schweden herrscht Fachkräftemangel. Ähnlich wie in Deutschland gab es vor zwei Jahrzehnten einen Geburtenrückgang. Dessen Auswirkungen sind heute unmittelbar zu spüren. Erschwerend kommt hinzu das ein recht großer Prozentsatz der schwedischen Jugendlichen keine qualifizierte Berufsausbildung beginnt, oder diese nicht abschließt. Ein weiterer Faktor ist eine große Pensionierungs-Welle die etwa 2007 begonnen hat und sich über die nächsten zehn Jahre erstrecken wird. Etwa 20% der arbeitsfähigen, schwedischen Bevölkerung sind davon betroffen. Für diese Leute steht kein Ersatz zur Verfügung. Eine Arbeitslosenquote von 5% im Jahre 2007 spricht ebenfalls eine klare Sprache. In manchen Regionen Schwedens sinkt diese Zahl auf unter 2%.
Besonders gesucht sind Leute, die CNC-Maschinen bedienen und programmieren können. Aber auch im handwerklichen Bereich stehen die Chancen einen Job zu bekommen nicht schlecht. Da in Schweden traditionell mit Holz gebaut wird, sind die Möglichkeiten für Zimmerleute und Tischler nicht schlecht. Für die letztgenannten Berufsgruppen empfiehlt es sich, wenn gewünscht, die Selbständigkeit anzustreben. Wer in Schweden nach deutschen Qualitätsmaßstäben zu arbeiten bereit ist, für den hat Handwerk wirklich goldenen Boden. Man sollte allerdings nicht gleich von Anfang an selbständig arbeiten, sondern damit beginnen den Markt zu sondieren und Kontakte zu knüpfen. Am besten geht dies aus einem Anstellungsverhältnis heraus.
Weiterhin sehr gefragt sind gut ausgebildete Schweißer. Doch auch im medizinischen Sektor ist ein akuter Mangel an gut ausgebildetem Personal zu verzeichnen. Ärzten wird in den meisten Regionen Schwedens der rote Teppich ausgerollt. Auch Krankenschwestern, Kranken- und Altenpfleger sind sehr gesucht. Insgesamt sind die Chancen am schwedischen Arbeitsmarkt deutlich besser, als in Deutschland. In den nächsten Jahren wird sich die Situation für die schwedischen Arbeitgeber nicht entspannen. Die Chancen auf gut bezahlte Arbeit sind also stetig im Steigen begriffen.
Beherrscht man die schwedische Sprache, stehen einem gute Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, die unter Umständen sogar bezahlt während der Arbeitszeit in Anspruch genommen werden können. Eine weiterer Unterschied zu Deutschland ist, dass keine Praktika vor Vergabe der Arbeitsstelle gefordert werden. Praktikumsplätze werden eher an Schüler vergeben die sich auf dem Arbeitsmarkt orientieren wollen. Ebenso gibt es keine unbezahlten Überstunden. Jede Minute geleistete Arbeitszeit wird bezahlt. Als ich meinen schwedischen Kollegen davon berichtete, das man in Deutschland unbezahlt länger arbeitet, erntete ich großes Staunen und niemand wollte mir glauben. Von Überstunden halten die Arbeiter in Schweden meist nicht viel. Pünktlich zu Arbeitsschluss fällt den Leuten das Werkzeug aus der Hand und der Heimweg wird angetreten. Der Chef muss sich schon sehr bemühen, wenn er die Leute zum längeren Bleiben bewegen möchte.