Zu Besuch bei Schweden
Dass die schwedische Bevölkerung gerne und ausgiebig feiert, wurde bereits in einem anderen Kapitel berichtet. Zu festlichen Anlässen ist es jedoch eher Tradition, auszugehen als zu Hause zu feiern. Im Sommer finden häufig Gartenfeste statt, wie beispielsweise zum Mittsommer-Fest. Finden Familienfeste statt, ist es selbstverständlich, dass diese in den Wohnungen stattfinden. Freunde und Bekannte werden in das Haus eines Schweden jedoch eher selten eingeladen. Natürlich fragt man sich, warum das so ist.
Wie auch in Deutschland gibt es Traditionen, die von Region zu Region unterschiedlich gehandhabt werden. Im Süden des Landes ist es so, dass bevor eine Einladung zum Besuch ausgesprochen wurde, das ganze Haus ausgiebig gereinigt und geputzt werden musste. Diese Tradition ging von einer Generation auf die nächste über und wird von vielen Familien auch heute noch durchgeführt. Beim ersten Besuch werden die Gäste sogar durch das ganze Haus geführt. Selbst in das Schlafzimmer der Gastgeber werden die Besucher geführt. So ist es kein Wunder, dass vor dem Eintreffen der Gäste das ganze Haus auf den Kopf gestellt wird.
Hinzu kommt eine Tradition, die beinahe zweihundert Jahre in die Vergangenheit zurückführt. Im achtzehnten Jahrhundert war das Trinken von Kaffee für einige Jahre verboten oder wurde so hoch besteuert, dass der Kauf von Kaffee finanziell nicht möglich war. Ab 1822 wurde das Kaffeetrinken wieder erlaubt und es war üblich, dazu Gebäck anzubieten.
Es ist wohl den schwedischen Hausfrauen des neunzehnten Jahrhunderts zu verdanken, dass eine Art Wettbewerb entstand, wer das beste Gebäck anbot. Das Resultat dieses Wettbewerbs war, dass es üblich wurde, zum Kaffee sieben Sorten Gebäck anzubieten. Auf schwedisch heißt diese Tradition „sju sorters kakor“. An diese Vorgabe halten sich bis heute besonders die etwas älteren Damen. Da es aus Zeitgründen nicht immer möglich ist, Kuchen zu backen, haben viele Schweden große Kuchenvorräte in der Tiefkühltruhe eingefroren. Zum Kaffee werden diese dann schnell in der Mikrowelle aufgetaut. Bedenkt man jetzt, wie viel Aufwand samt Hausputz und Kuchenbacken vor einer gemütlichen Kaffeerunde betrieben wird, kann man verstehen, warum nicht so häufig Besuch eingeladen wird.