Das Luciafest
Die schwedischen Kinder stellen am fünften Dezember keinen Stiefel vor die Haustür, denn sie kennen unseren Nikolaus nicht. Aber dafür feiern sie am 13. Dezember das Fest der Heiligen Lucia. Dieses Fest ist auch als Lichterfest bekannt, denn der 13. Dezember gilt als der dunkelste Tag des Jahres, in der die Nacht am Längsten ist.
Die Legende der Lucia. Der Legende nach war Lucia von Syrakus die Tochter eines reichen römischen Bürgers, der jedoch sehr früh verstarb. Lucia´s Mutter wollte ihre Tochter dann schnellstmöglich verheiraten, was Lucia allerdings nicht wollte. Zur Zeit der Christenverfolgung hatte sich Lucia heimlich taufen lassen und wollte sogar Nonne werden, was ihre Mutter allerdings nicht wusste. Lucia schob daraufhin ihre Hochzeit vor sich her. Da in dieser Zeit große Armut herrschte, brachte Lucia Lebensmittel in die Katakomben. Um möglichst beide Hände für Nahrungsmittel frei zu haben und Licht in den dunklen Gängen der Katakomben zu haben, trug sie einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf . So versorgte sie die armen Menschen der Stadt. Als ihr Verlobter von ihrem Vorhaben Nonnen zu werden erfuhr, zeigte er sie an. Der Richter Paschasius wollte Lucia dann zur Strafe in ein Bordell schaffen lassen. Laut der Sage konnte ein Ochsengespann und tausend Männer sie nicht von der Stelle schaffen. Lucia rührte sich nicht vom Fleck. Daraufhin tötete man Lucia mit einem Schwertstich.
Zu einem landesweiten Brauch entwickelte sich das schwedische Luciafest erst in den letzten hundert Jahren. Erstmalig wurde dieser Brauch in Schweden 1780 dokumentiert. Besonders populär wurde er, nachdem 1927 eine schwedische Zeitung eine Lucia wählte. Das Luciafest ist der Tag, an dem die älteste Tochter der Familie als Lucienbraut mit einem weißen Gewand gekleidet und einem Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf ihrer Familie das Frühstück an das Bett bringt. Ihr weißes Gewand wird in der Taille mit einem roten Band zusammengehalten. Zum Frühstück gehört traditionell das frisch gebackene Safranbrot, welche man zum Luciatag „Lussekatter“ (Lucienkatzen) nennt. Seine gelbe Farbe verdanken die Lussekatter dem Safran.

Lucia Brot ©iStockphoto/swedewah
Die Feierlichkeiten zum Luciafest setzen sich nach dem Frühstück mit der Familie am Arbeitsplatz, in Schule oder Kindergarten fort. Jedes Dorf, jede Stadt und jeder Bezirk in Schweden wählen Anfang Dezember eine Lucia. Bei diesen Mädchen handelt es sich im junge, hübsche Mädchen zwischen fünfzehn und etwa achtzehn Jahren, im darauffolgenden Jahr werden sie wieder abgewählt. In der Zwischenzeit trifft man diese jungen Mädchen bei anderen Festlichkeiten, zum Beispiel dem Mittsommerfest, wieder. Diese Wahlen sind vergeichbar mit den Weinköniginnen oder Heideköniginnen, wie man es aus Deutschland kennt.
Die Lucia trägt das oben beschriebene Gewand, sie geht voraus mit dem Kerzenkranz auf dem Kopf. Ihr folgen Sternenmädchen mit Kerzen in der Hand. Manchmal gibt es auch Sternenknaben, Pfefferkuchenmännchen und Wichtel, die an diesem festlichen Umzug teilnehmen. Besucht werden häufig Schulen, Kindergärten oder Altenheime, die sich natürlich sehr auf dieses Fest freuen. Lucia und ihr Gefolge singen auf so einem Umzug Lucialieder und verteilen Lussekatter.
Dieses spezielle Safranbrot kann man nur in der Luciazeit in Supermärkten kaufen. Eine gute schwedische Hausfrau backt natürlich selber Lussekatter. In dieser vorweihnachtlichen Zeit wird in Schweden gerne „Glögg“, eine Art Glühwein mit Rosinen und Mandeln, getrunken. Um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen, wird in den Familien häufig ein schönes Abendessen zubereitet. Das Luciafest ist in Schweden ein typischer Vorbote auf das bevorstehende Weihnachtsfest.
Wer einmal ein schwedisches Lussekatterrezept ausprobieren möchte, kann dies gerne tun. Um Lussekatter selber zu backen benötigt man zunächst 50 Gramm Butter oder Margarine, diese wird mit 150 ml. warmer Milch verrührt, darin werden 25 Gramm Hefe gelöst. Dann werden 300 Gramm Mehl, 50 Gramm Zucker und ein Ei dem Teig hinzugefügt. Dem Teig wird zum Schluss eine Messerspitze Safran und die gleiche Menge Salz zugefügt. Nun muss der Teig „gehen“, bis er die doppelte Menge erreicht hat. Nach dem „Gehen“ wird der Teig in 24 Teile aufgeteilt und die Lussekatter werden in die übliche Form gedreht. Dabei werden zwei umgekehrte „S“ über Kreuz gelegt, die Enden werden eingedreht und mit einer Rosine auf jeder Seite verziert. Auf einem gefetteten Backblech müssen die Lussekatter nun nochmals fünfzehn Minuten gehen. Anschließend werden sie mit verquirltem Eigelb eingestrichen und für 15 Minuten bei 250° Celsius gebacken. Dieses Rezept reicht für ungefähr 24 Lussekatter.